Dekan Friedrich Geyer gegen Laufzeitverlängerung

Veröffentlicht am 26.01.2011 in Ortsverein

Dieter Wörner, Umweltpolitischer Sprecher des SPD-Ortsvereins und Dekan Friedrich Geyer. Foto: H. Hauke

Als Protestant stehe ich bei Ihnen; Protestieren hat in der Evang. Kirche Tradition. Wobei es im Laufe der Jahre zu einem Missverständnis gekommen ist: Protestieren ist nicht gegen etwas sein. Protestieren ist an erster Stelle für etwas einstehen.

Ich stehe hier, weil ich für den Erhalt der Schöpfung einstehe. Ich fühle mich Gott und damit den Menschen um mich herum sowie Ihren und meinen Enkeln und Urenkeln verpflichtet, dass sie mit Freude und Zustimmung Louis Amstrongs „What a wonderful world“ hören. Sie sollen mit Freude und Zustimmung singen „Geh aus mein Herz und suche Freud...“ Ich weiß, dass durch die Kirche wurden die Menschen zur Krone der Schöpfung erklärt und die Erde herum zum Material. Wer genauer in die Bibel schaut entdeckt aber: „Bebauen und bewahren“ ist der der Auftrag für die Menschen. Es gibt auch die Bibelstelle, wo es heißt: „Herrscht über die Tiere und macht euch die Erde untertan“. Das wurde als göttliche Lizenz zur Willkür verstanden – missverstanden. Denn in der jüdisch-christlichen Tradition gehören „Herrschen“ und Verantwortung zusammen. Der König von Israel hat für das Wohl seiner Untertanen zu sorgen. Beuten sie die Untertanen aus, steht der Profet vor der Tür und protestiert; er steht für Recht und Gerechtigkeit für die Schwachen ein. Als Protestant möchte ich einstehen: – Für regenerative Energien – Für einen Lebensstil, der die gesamte Schöpfung so wenig wie möglich belastet. Ich bin kein Techniker und kein Naturwissenschaftler. Ich nehme allein für mich in Anspruch, dass ich Informationen wahrnehme und ein einordne – in Verantwortung vor Gott. Da wundere ich mich: Seit ich bewusst die Diskussion um Atomkraft wahrnehme, höre ich von den Befürwortern: Die Atomkraft ist sicher. Ein paar Jahre später höre ich: Die Atomkraft ist sicher, denn wir rüsten die Meiler nach. Ein paar Jahre später wird wieder nachgerüstet – denn es bleibt immer eine Restgefahr. Mag die Restgefahr auch kleiner werden – sie bleibt. Diese Gefahr, die bleibt, ist mir zu groß: Tschernobyl ist der Namen – für die Zerstörung ganzer Landstriche; – für Menschen, die qualvoll gestorben sind, – für Kinder, die Zeit ihres Lebens mit Behinderungen belastet sind – für Menschen, die durch die radioaktive Bestrahlung tag- täglich geschwächt sind. Ich habe Kinder aus Weißrussland erlebt, die durch Tschernobyl belastet sind. Für einen Monat sind sie nach Baden gekommen sind, um sich in gesunder Umgebung zu erholen. Meine Worte allein reichen nicht, um zu beschreiben, wie belastet das Leben von Katja und Anton ist – Kinder, die zehn Jahre nach Tschernobyl geboren sind. Ich kann das Risiko nicht verantworten, dass Menschen dieser Gefahr ausgesetzt sind; ich kann nicht das Risiko verantworten, dass Landstriche voller Leben zu Todesstreifen werden. Dieses Risiko besteht durch die Atomkraftwerke aus dem Betrieb heraus – verharmlosend „Störfälle“ genannt. Das Risiko besteht durch Anschläge und Sabotage auf Atomkraftwerke: Die Atomkraftwerke können zu Waffen im eigenen Land gegen die eigene Bevölkerung werden. Nebelwerfer gegen Flugzeuge, die Kurs auf ein Atomkraftwerke nehmen, gestehen die Gefahr ein. Ich habe den Eindruck, sie sollen vor allem das Bewusstsein um die Gefahr vernebeln. Das Risiko besteht durch den Atommüll, für dessen Lagerung es keine sichere Lösung gibt. Wer kann ernsthaft für die Sicherheit in den nächsten hunderttausend Jahren die Garantie übernehmen? Kann jemand sicher sein, dass es weder geologische noch politische Verwerfungen Verwerfungen an den Lagerplätzen gibt? Wir wissen aus der eigenen Geschichte, wir erleben es in Nordkorea und wir befürchten es für Pakistan: Diktatoren sind skrupellos und bemächtigen sich jeder Waffe. Atomkraft hat schon Leben zerstört und bringt weiterhin Leben in Gefahr. Und sie gefährdet unsere Freiheit: Um Anschläge und Sabotage zu verhindern werden Menschen überwacht. Ich möchte in keinem Überwachungsstaat leben. Ich stehe hier für das Leben. Ich möchte nicht noch mehr Schaden und Gefährdungen durch Atomkraft. Ich möchte den Ausstieg so schnell wie möglich. Ich bin dankbar für die Menschen, die hier protestieren. Ich bin dankbar für die Menschen, die Alternativen zur Atomkraft erforschen. Ich bin dankbar für die Menschen, die einen Lebensstil pflegen, der die Rohstoffe und Energiereserven so gut wie möglich schont.

Artikel: F. Geyer

 

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